Industriekaufleute sind in Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen tätig, die nicht nur Produkte herstellen, sondern auch umfangreiche Dienst- und Serviceleistungen kunden-, geschäftsprozess- und projektorientiert anbieten. Sie arbeiten vor allem in den Bereichen Vertrieb, Marketing, Beschaffung, Logistik, Personalwirtschaft, Leistungserstellung und kaufmännische Steuerung und Kontrolle.
Im Rahmen betrieblicher Aufgaben und Prozesse erarbeiten Industriekaufleute individuelle unternehmerische Lösungen. Die Arbeit in Projekten sowie die Zusammenarbeit und Kommunikation in Teams haben dabei einen hohen Stellenwert. Dafür nutzen Industriekaufleute die Chancen einer zunehmend digital vernetzten Arbeitswelt. Sie gestalten unternehmerische Prozesse grundsätzlich unter dem Anspruch der Nachhaltigkeit sowie der Sicherheit und Gesundheit aller Beteiligter.
Um sich den immer schneller wandelnden Anforderungen in der Arbeitswelt und Gesellschaft anzupassen, benötigen Industriekaufleute eine große Bereitschaft zu lebensbegleitendem Lernen sowie zur beruflichen Mobilität in Europa und einer globalisierten Welt.
Der Ausbildungsberuf wurde zum 1. August 2024 neu geordnet. Die gesetzliche Grundlage bildet die Verordnung über die Berufsausbildung zum Industriekaufmann und zur Industriekauffrau (Industriekaufleuteausbildungsverordnung – IndKflAusbV) vom 12. März 2024.
Grundlage für den Lehrplan der Otto-Bennemann-Schule ist der Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Industriekaufmann und Industriekauffrau (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 15.12.2023).
Übersicht über die Lernfelder für den Ausbildungsberuf Industriekaufman/-frau | ||||
---|---|---|---|---|
Zeitrichtwerte in Unterrichtsstunden | ||||
Nr. | Lernfelder | 1. Jahr | 2. Jahr | 3. Jahr |
1 | Das Unternehmen vorstellen und die eigene Rolle mitgestalten | 80 |
|
|
2 | Projekte planen und durchführen | 40 |
|
|
3 | Kundenaufträge bearbeiten und überwachen | 80 |
|
|
4 | Beschaffungsprozesse planen und steuern | 40 |
|
|
5 | Wertströme buchhalterisch dokumentieren und auswerten | 80 |
|
|
6 | Leistungserstellung planen, steuern und kontrollieren |
| 80 |
|
7 | Logistik- und Lagerprozesse koordinieren, umsetzen und überwachen |
| 40 |
|
8 | Kosten- und Leistungsrechnung zur Vorbereitung unternehmerischer Entscheidungen durchführen |
| 80 |
|
9 | Marketingkonzepte planen und umsetzen |
| 80 |
|
10 | Jahresabschluss vorbereiten, auswerten und für Finanzierungsentscheidungen nutzen |
|
| 80 |
11 | Geschäftsprozesse an gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausrichten |
|
| 80 |
12 | Personalprozesse planen, steuern und kontrollieren |
|
| 80 |
13 | Betriebliche Problemlösungsprozesse innovativ durchführen |
|
| 40 |
Gesamtstunden | 320 | 280 | 280 |
Der berufsbezogene Unterricht in den 13 Lernfeldern wird durch die allgemeinbildenden Fächer Deutsch/- und Englisch/Kommunikation sowie Politik und Religion ergänzt.
Die Lernfelder 1 — 7 behandeln die Inhalte für die Abschlussprüfung Teil 1/GAP 1, während die Lernfelder 8 — 12 die Inhalte für die Abschlussprüfung Teil 2/GAP 2 schriftliche Teile behandeln.
Wir fördern die berufliche Mobilität unserer Auszubildenden in Europa durch den Erwerb der Zusatzqualifikation Europakauffrau/Europakaufmann oder einzelner Zertifikate dieser Zusatzqualifikation. Mit der Einrichtung einer Europaklasse Industrie können wir seit dem Schuljahr 2020/2021 gewährleisten, dass die beiden zusätzlichen Lernfelder zu internationalem Marketing und Vertragsrecht sowie die Fremdsprachen Englisch und Spanisch (nachfrageabhängig auch Französisch) an einem Berufsschultag der Klasse erteilt werden. Für die beiden Module „Europäischer Computerführerschein“ und das „dreiwöchige betriebliche Auslandspraktikum“ gibt es ebenfalls Unterstützung durch unsere Schule. Einen beispielhaften Modulplan dieses zweijährigen Zusatzangebots finden Sie hier.
Wenn Sie den Erwerb internationaler und interkultureller Kompetenzen während der Ausbildung zum Industriekaufmann und zur Industriekauffrau fördern und stärken möchten, melden Sie Ihre Auszubildenden bitte ausdrücklich für die Europaklasse Industrie an! Setzen Sie dafür bei der Anmeldung zur Berufsschule ein Kreuz in dem Feld:
x | Einschulung in der Europaklasse gewünscht. (Nur angeboten bei Industriekaufleuten und Kaufleuten für Büromanagement, siehe Homepage) |
Für Industriekaufleute, die ihre Ausbildung am 1. August 2024 und später beginnen, findet eine „Gestreckte Abschlussprüfung“ statt. Sie wird in zwei Teile (Kurzform: GAP 1 und GAP 2) und Zeitpunkte aufgeteilt. Es gibt keine Zwischenprüfung mehr.
Teil 1 der Abschlussprüfung/GAP 1 soll im vierten Ausbildungshalbjahr stattfinden, also im Februar oder März des 2. Ausbildungsjahres (bisheriger Zwischenprüfungstermin).
Inhaltlich erstreckt sich die GAP 1 auf die Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten für die ersten 15 Ausbildungsmonate. Dieser Prüfungsbereich umfasst die Inhalte Leistungserstellung, Logistik, Beschaffung und Buchhaltung. Es ist ein schriftlicher Prüfungsteil mit einer Prüfungszeit von 90 Minuten.
Teil 2 der Abschlussprüfung/GAP 2 findet am Ende der Berufsausbildung in 3 weiteren Prüfungsbereichen statt:
Alle vier Prüfungsleistungen gehen mit unterschiedlicher Gewichtung in das Gesamtergebnis der Abschlussprüfung zum Industriekaufmann und zur Industriekauffrau ein:
Die gestreckte Abschlussprüfung der Industriekaufleute — Gewichtung der Prüfungsteile | |
Prüfungsteil | Prozentualer Anteil an der Gesamtnote |
Leistungserstellung, Logistik, Beschaffung und Buchhaltung (Teil 1/GAP 1 – schriftlich, 90 Minuten) | 25 |
Marketing, Vertrieb, Personalwesen und kaufmännische Steuerung (Teil 2/GAP 2 – schriftlich, 150 Minuten) | 35 |
Wirtschafts- und Sozialkunde (Teil 2/GAP 2 – schriftlich, 60 Minuten) | 10 |
Fachaufgabe im Einsatzgebiet (Teil 2/GAP 2 - mündlicher Prüfungsteil) | 30 |
Nach dem Abschluss der Berufsausbildung steht ein großes Fort- und Weiterbildungsangebot zur Verfügung. Sehr nachgefragt sind die Fortbildungen zum/zur Industrie- oder Wirtschaftsfachwirt/-in sowie zum geprüften Fachkaufmann/zur geprüften Fachkauffrau in einer Vertiefungsrichtung (Marketing, Außenhandel, Einkauf und Logistik, Personal). Darauf aufbauend kann eine Weiterbildung zum/zur staatlich geprüften Betriebswirt/-in erfolgen. Je nach persönlichem Schulabschluss ist natürlich auch ein klassisches Studium an einer Hoch- oder Fachhochschule möglich.
Es bietet sich auf jeden Fall an, die Ausbildereignungsprüfung — den so genannten „AdA-Schein“ — zu machen.