Otto Bennemann

Otto Bennemann, der Namensgeber unserer Schule, ist besonders als ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig und Innenminister Niedersachsens bekannt. Sein Lebenswerk war jedoch bedeutend umfassender und wurde vor allem durch drei Dinge bestimmt: sein großes Interesse, Neues zu lernen und sich weiterzubilden, sein politisches Engagement und seinen Wunsch, Schwächere zu unterstützen.

Otto Bennemann wurde 1903 als Sohn eines Schlossers in Braunschweig geboren. Durch Freude am Lernen und Fleiß gelang es ihm, mit 13½ Jahren eine kaufmännische Lehre beim Stromversorgungsunternehmen Überlandwerk Braunschweig (heute: E.ON Avacon) anzutreten. Dies war damals für einen Arbeitersohn und Volksschüler ein bedeutender sozialer Aufstieg. Während seiner Ausbildung besuchte er die Kaufmännische Fortbildungsschule, war also Schüler der heutigen Otto-Bennemann-Schule. Auch als kaufmännischer Angestellter beim Überlandwerk bildete er sich ständig weiter.

Durch seine politisch engagierten Eltern kam Otto Bennemann schon früh mit dem Sozialismus und der Arbeiterbewegung in Berührung. Nach Beendigung seiner Lehre leitete er eine gewerkschaftliche Jugendgruppe, war bei den Jungsozialisten und später im Internationalen Sozialistischen Kampfbund aktiv. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Otto Bennemann aktiver Widerstandskämpfer und floh 1938 vor der Gestapo ins Exil nach Großbritannien, wo er seine Widerstandsarbeit fortsetzte. 1940 wurde er nach Australien deportiert und kehrte nach zwei Jahren nach Großbritannien zurück.

Sofort nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam Otto Bennemann nach Braunschweig zurück, um nicht nur am Aufbau der stark zerstörten Stadt mitzuwirken, sondern auch am Aufbau einer funktionsfähigen Demokratie im Nachkriegsdeutschland teilzuhaben. Als Mitbegründer der Arbeiterwohlfahrt sorgte er für Suppenküchen und kümmerte sich um die Landverschickung der Kriegskinder. Er wurde SPD-Landtagsabgeordneter und setzte sich als Oberbürgermeister Braunschweigs in den 50er Jahren maßgeblich für den Wiederaufbau z. B. des Altstadtrathauses und des Theaters, für den Bahnhofsneubau und die Schaffung neuer Wohnungen ein. Das Ziel gleicher Bildungschancen für alle verfolgte er durch Schulbau und Schulpolitik. Von 1959 bis 1967 war Otto Bennemann niedersächsischer Innenminister.

Über die Parteigrenzen hinweg genoss Otto Bennemann wegen seiner Sachlichkeit und Kompetenz sowie seiner Toleranz und Fairness außerordentliches Ansehen. Er erhielt verschiedene bedeutende Auszeichnungen, u. a. das Bundesverdienstkreuz und das Ehrenbürgerrecht der Stadt Braunschweig. Otto Bennemann starb 2003 in seiner Heimatstadt; er wurde fast 100 Jahre alt.

Otto Bennemann war nicht nur ein besonders pflichtbewusster, sondern auch ein sparsamer Mensch, der sein gesamtes Vermögen zum Wohle der Allgemeinheit in zwei Stiftungen einbrachte. Sie fördern politische Bildung, Völkerverständigung, Schulbuchforschung und die Behindertenarbeit. Im Jahr 2005 betrug das Vermögen der Otto-Bennemann-Stiftung 3,5 Millionen Euro.

Mit dem Otto-Bennemann-Preis des Fördervereins unserer Schule werden jährlich Schülerinnen und Schüler ausgezeichnet, die sich durch überdurchschnittliche schulische Leistungen und herausragendes soziales Engagement hervorgetan haben. 2002 nahm Otto Bennemann an der erstmaligen Verleihung des Preises teil und stiftete 10.000 Euro. Im Jahr 2005 wurde unsere Schule, die vorher Berufsbildende Schulen III der Stadt Braunschweig hieß, zu seinen Ehren in Otto-Bennemann-Schule, Berufsbildende Schulen Wirtschaft und Verwaltung Braunschweig, umbenannt.

An unserem Schulstandort „Alte Waage“ finden Sie eine Ausstellung mit Zeittafeln, Texten, Bildern und Dokumenten zu Otto Bennemanns Leben.